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Von Kafr El Sheikh nach München: Ein ägyptischer Lokführer startet durch

Mohamed Hossam Ramadan, ein ägyptischer Lokführer, macht sich im Rahmen seiner Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn mit verschiedenen Zugtypen und Bahnstrecken vertraut.

© ProRecognition

Name: Mohamed Hossam Ramadan
Deutscher Referenzberuf: Eisenbahner im Betriebsdienst
Alter: 34
Herkunftsland: Ägypten
tätig als: Lokführer

14 Lokführer aus Ägypten, darunter der 34-jährige Mohamed Hossam Ramadan, haben eine neue Heimat in München gefunden. Mohamed ist ein erfahrener Lokführer mit 10 Jahren Berufserfahrung bei der ägyptischen Eisenbahn in Kafr El Sheikh, im Norden von Ägypten. Seit Anfang Juni 2024 ist er zusammen mit 13 ägyptischen Kollegen in München und macht seine Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn. Im Interview mit dem Projekt ProRecognition berichtet er von seinem Weg nach Deutschland.

Herr Ramadan, können Sie uns etwas über Ihre Ausbildung und Arbeitserfahrung in Ägypten erzählen? Warum haben Sie sich für Deutschland entschieden?

In Ägypten habe ich eine Ausbildung als Lokführer absolviert, die drei Jahre dauerte. Schon während meiner Ausbildungszeit habe ich viel über die technologische Entwicklung Deutschlands gehört. Das Land ist bekannt für seine modernen Autos und schnellen Züge, und ich war beeindruckt von der Erfahrung Deutschlands in diesen Bereichen. Es war schon immer mein Traum, nach Deutschland zu gehen.

Ich habe zehn Jahre lang als Lokführer bei der ägyptischen Eisenbahn in Kafr El Sheikh gearbeitet. Während dieser Zeit erfuhr ich von einer Kooperation zwischen der ägyptischen Eisenbahn, Siemens und der Deutschen Bahn. Diese Kooperation bietet ägyptischen Lokführern die Möglichkeit, bei der Deutschen Bahn zu arbeiten. Ich bewarb mich und wurde nach einem Vorstellungsgespräch mit 60 Kandidaten als einer von 14 Lokführern ausgewählt. Ich habe mich sehr gefreut.

Wie haben Sie die Sprachbarriere überwunden?

Das war tatsächlich eine spannende Herausforderung. Die Deutsche Bahn übernahm die Kosten für meine Sprachkurse und Prüfungen, sodass ich ein Jahr lang intensiv am Goethe-Institut in Kairo Deutsch lernen konnte. Ich erreichte das Sprachniveau B2. Da ich aus Kafr El Sheikh komme, musste ich viermal pro Woche nach Kairo reisen, was jeweils fünf Stunden Hin- und Rückfahrt bedeutete.

Oh, das ist ja gar nicht so einfach…

Das geht, muss ich sagen. Die langen Zugfahrten nutzte ich effektiv, um Deutsch zu üben. Ich machte Hausaufgaben, schaute YouTube-Videos für die Hörverstehen-Übungen und konnte mich so gut auf das Deutschlernen konzentrieren. Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt, und ich bin froh, dass ich diese Herausforderung gemeistert habe.

Wie hat die Anerkennung Ihrer Qualifikationen geklappt?

Der Anerkennungsprozess wurde durch die Unterstützung von ProRecognition sehr erleichtert. Die Anerkennungsberaterinnen von ProRecognition halfen mir bei der Antragstellung und standen mir bei allen Fragen zur Seite. Bei der Infoveranstaltung erklärten sie uns, warum Anerkennung notwendig ist und wie lange ungefähr der Prozess dauert. Auch bei der Legalisierung unserer Unterlagen bei der Botschaft in Kairo und bei der Beantragung des Visums erhielten wir umfassende Unterstützung. Ich habe eine teilweise Anerkennung erhalten und muss meine Defizite durch eine Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn in München ausgleichen. Darüber hinaus hatten wir eine eigene WhatsApp-Gruppe mit den Anerkennungsberaterinnen von ProRecognition in Kairo, was sehr hilfreich war. Wir konnten dort zu jeder Zeit alle unsere Fragen stellen und sie informierten uns genau darüber, welche Unterlagen wir für die Anerkennung sammeln müssen.

Wie war Ihr Ankommen in Deutschland und wie läuft Ihre Anpassungsqualifizierung?

Das Ankommen in Deutschland verlief reibungslos. Die Deutsche Bahn hat uns vom Flughafen abgeholt und uns eine Unterkunft zur Verfügung gestellt. Der Übergang war wirklich gut organisiert.

Aktuell mache ich meine Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn in München. Die Nachqualifizierung ist intensiv und anspruchsvoll. Ende August 2024 steht die Prüfung für den Triebfahrzeugführerschein an, ein weiterer Meilenstein auf meinem Weg. Die Deutsche Bahn hat uns in drei Gruppen aufgeteilt, um verschiedene Zugtypen kennenzulernen: drei von uns beschäftigen sich mit dem Fernverkehr und ICEs, sechs mit Regionalzügen und vier mit der S-Bahn.

Im Rahmen meiner Anpassungsqualifizierung habe ich verschiedene ICE-Strecken in Bayern kennengelernt, darunter die von München nach Nürnberg, Regensburg, Landshut und Passau. Ich fahre sowohl bei Tag als auch bei Nacht, um alle Facetten des deutschen Schienennetzes zu verstehen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Ihrer Arbeit als Lokführer in Ägypten und in Deutschland?

Der größte Unterschied liegt sicherlich in der Technologie und der Geschwindigkeit der Züge. In Ägypten lag die maximale Geschwindigkeit bei 120 km/h, während hier in Deutschland Züge mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h fahren. Die technische Ausstattung ist hochmodern und viele Abläufe sind automatisiert – das Schließen der Türen zum Beispiel. Es ist faszinierend, wie effizient alles funktioniert!

Herr Ramadan, welche Wünsche haben Sie für die Zukunft in Deutschland?

Mein größter Wunsch ist, meine Familie nach Deutschland zu holen. Meine Frau plant, nächstes Jahr nach München zu ziehen, um ihr PhD-Studium an der Universität München im Bereich Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Geistigbehindertenpädagogik zu beginnen. Sie lernt derzeit Deutsch und nutzt dazu meine alten Bücher vom Goethe-Institut sowie YouTube-Videos. Unsere Söhne sind fünf und anderthalb Jahre alt, und ich möchte, dass sie hier aufwachsen und studieren, da Deutschland hervorragende Bildungsmöglichkeiten bietet.  

Ägyptische Lokführer stärken die Deutsche Bahn in Bayern

Die 14 ägyptischen Lokführer, darunter Mohamed Hossam Ramadan, bei der Anerkennungsberatung von ProRecognition in Kairo

© ProRecognition

München fühlt sich für mich wie eine zweite Heimat an, und ich mag es sehr, bayerische Strecken zu erkunden.

Mohamed Hossam Ramadan  

Zusammenarbeit Deutsche Bahn und ProRecognition 

Seit 2023 arbeiten ProRecognition an der AHK Ägypten und die Deutsche Bahn eng zusammen, um qualifizierte Lokführer und Industrieelektriker für Deutschland als Arbeitsstandort zu begeistern und beim Anerkennungsprozess zu unterstützen. Diese Zusammenarbeit führte zur Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) im Jahr 2023 zwischen der AHK Ägypten und der Deutschen Bahn. Bislang wurden 15 Lokführer und 10 Industrieelektriker für die Deutsche Bahn erfolgreich durch die Anerkennungs- und Visaprozesse geführt. 14 Lokführer sind bereits in Deutschland und arbeiten in Bayern.


ProRec

© ProRecognition

Kontakt

Sabine Kotsch Projektleiterin
Teamfoto

Beratung zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen – ProRecognition

Zukünftiges Wirtschaftswachstum wird in Deutschland nicht ohne eine erfolgreiche Erwerbsmigration möglich sein. Ein Herzstück dabei ist die passgenaue Beratung von Zuwanderungsinteressierten zu den Chancen ihrer beruflichen Anerkennung noch im Heimatland. Wir bauen an neun AHK-Standorten Anlauf- und Beratungsstellen auf, um ausländische Fachkräfte auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt genau dabei zu unterstützen. Auch auf die Anerkennung folgende Schritte werden von uns begleitet: Wo kann ich Deutsch lernen? Welches Sprachniveau muss ich für meinen Job mitbringen? Welchen Visumantrag muss ich stellen und wie finde ich einen Job in Deutschland? Unsere Berater vor Ort stehen für all diese Fragen mit Rat und Tat zur Seite.