Bundesfamilienministerium zeichnet Bündnis für Familie Neustadt-Weiden zum Bündnis des Monats April aus
Mit dem Ziel, ein kinder- und familienfreundliches Umfeld und damit einen menschenfreundlichen Platz für alle Generationen zu schaffen, wurde 2009 das Bündnis für Familie Neustadt-Weiden gegründet. Die gemeinsame Initiative des Landkreises Neustadt an der Waldnaab und der Stadt Weiden in der Oberpfalz wurde im April 2022 als „Bündnis des Monats“ ausgezeichnet. „Mir ist es wichtig, dass sich unser Landkreis durch ein familienfreundliches Umfeld auszeichnet. Der Zuzug der letzten Jahre zeigt, dass wir bei Familien überzeugen. Ein zentrales Thema ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erklärt Landrat Andreas Meier. Gerade in diesen Zeiten, in denen Familien aus der Ukraine in Deutschland Schutz suchen, ist dem Weidener Oberbürgermeister Jens Meyer das Miteinander in der Stadt und im Landkreis sehr wichtig: „Kinder- und familienfreundliche Angebote für alle Generationen zu schaffen, ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt äußerst wertvoll, und hier leisten unsere Unternehmen Hervorragendes.“
Eine Struktur, von der die Region sehr profitiert
Das interkommunale Bündnis für Familie Neustadt-Weiden wurde von Anfang an von der Agentur für Arbeit unterstützt.
„Frauen stellen speziell in unserer sehr guten arbeitsmarktlichen Situation ein extrem wertvolles Gut dar. Dieses Potenzial kann oft nur erschlossen werden, wenn Arbeitgeber auch den Bedarf an Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf erkennen und sich dieser Herausforderung stellen“, unterstreicht Thomas Würdinger, der der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Weiden vorsitzt.
Die Bündnismitglieder organisieren sich in zwei Arbeitskreisen: Im AK Vereinbarkeit Familie und Beruf haben sich IHK, HWK, die Kreishandwerkerschaft, Serviceclubs wie der Lions Club und die Wirtschaftsförderungen zusammengeschlossen. Kooperationspartner des AK Erziehungsverantwortung wahrnehmen sind Beratungsstellen, Institutionen der Erwachsenenbildung, Jugendsozialarbeit und Jugendhilfe, Jugendämter sowie Koordinationsstellen für Kitas und Tagesmütter. Bei regelmäßigen Treffen werden Projekte realisiert und Ressourcen abgeklärt. Alle drei Jahre findet ein Plenumstreffen zur Ideenfindung und Projektentwicklung statt, an dem neben den Arbeitskreisen auch Unternehmen, die Schirmherren sowie Mitglieder von Kreistag und Stadtrat teilnehmen. „Wir haben damit eine nachhaltige Struktur geschaffen, von der die Region bis heute sehr profitiert“, erklärt Christian Frey, der beim Landkreis für das Bildungsmanagement zuständig ist.
Johanna-Frank-Preis für familienfreundliche Unternehmen
Derzeit gibt es im Lokalen Bündnis vor allem ein Thema: die Verleihung des Johanna-Frank-Preises, mit dem nach 2015 und 2019 nun zum dritten Mal besonders familienfreundliche Unternehmen ausgezeichnet werden. Dieses Jahr gingen 30 Bewerbungen für den Preis ein. Er ist nach einer Bürgerin der Stadt Weiden benannt, die Ende des 19. Jahrhunderts einem Frauenverein vorstand und sich für Mädchenschulbildung einsetzte. „Der Johanna-Frank-Preis ist ein wichtiges Projekt für die Region, um das Thema Vereinbarkeit öffentlich zu machen und leuchtende Beispiele familienfreundlicher Unternehmen zu zeigen“, meint Petra Klebl-Denk, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit. Sie hofft, dass sich dadurch vermehrt Fachkräfte in der Nordoberpfalz ansiedeln. Zu den ersten Preisträgern zählt Armin Sengenberger. „Die Auszeichnung macht einen stolz, verpflichtet aber auch, sich noch intensiver und nachhaltiger mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf auseinanderzusetzen“, betont der Neustädter Friseurmeister.
Bündnisnetzwerk für die Preisgestaltung nutzen
Die feierliche Preisverleihung durch die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, soll im Mai in der Agentur für Arbeit stattfinden. Die Organisation sei sehr zeitintensiv und brauche mindestens ein Jahr Vorbereitung, berichtet Christian Frey. „Für die Preisgestaltung haben wir das Bündnisnetzwerk genutzt und uns wichtige Anregungen geholt“, so Frey. Die Planungsgruppe entwickelte einen Online-Bewerbungsbogen und aktivierte alle Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, um Unternehmen zur Teilnahme zu bewegen. Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern von IHK, Kreishandwerkerschaft, Jobcenter, Bildungsmanagement, Wirtschaftsförderungen und dem Lokalen Bündnis hat die Fragebögen ausgewertet und die Unternehmen die sich beworben haben nach und nach besucht, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Dabei habe sich gezeigt, dass das Interesse der Betriebe an Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit sehr groß sei, berichtet Petra Klebl-Denk. „Auch wenn die meisten schon auf einem sehr guten Weg sind, so wünschen sich die Unternehmen doch auch Tipps, Ideen und gegenseitige Unterstützung. Deshalb haben wir uns vorgenommen, im Nachgang der Preisverleihung ein Unternehmensnetzwerk aufzubauen, das Möglichkeiten zum Austausch bietet.“
Ausbildung von Pflegelotsinnen und Pflegelotsen
Wichtig sind dem Bündnis auch Angebote für die Belegschaft beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. „Wir haben einen Pflegeflyer mit wichtigen Informationen für pflegende Angehörige erstellt, der jetzt schon in dritter Auflage erscheint“, berichtet Susanne Reinhardt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden. Außerdem setzt sich das Bündnis für die Ausbildung von Pflegelotsen und -lotsinnen in Betrieben ein, die Betroffene beraten können. „Es fällt doch viel leichter, einen gut informierten Kollegen oder eine Kollegin zu fragen, als zum Chef oder zur Personalabteilung zu gehen, wenn man in einer Pflegesituation ist“, so Reinhardt.
„Wir ziehen alle an einem Strang“
Der Arbeitskreis Erziehungsverantwortung hat nicht nur die Kernfamilie im Blick, sondern zum Beispiel auch die Großeltern, die in ländlichen Regionen viel Betreuungsarbeit übernehmen. In der Veranstaltungsreihe „Oma, Opa & ich – ein Superteam“ werden Themen wie Erste Hilfe, Hausaufgabenunterstützung, gemeinsames Kochen und Medienkompetenz behandelt, aber auch Fragen zur Abgrenzung geklärt. Über die vielfältigen Angebote der Kinderferienbetreuung informiert ein Flyer, den das Bündnis jedes Jahr herausbringt und sowohl in gedruckter Form als auch online verteilt. Dies sind nur einige Beispiele aus der vielfältigen Arbeit des Bündnisses. Auch wenn die Ressourcen knapp seien, dürfe man sich nicht entmutigen lassen, rät Susanne Reinhardt: „Man muss damit leben, dass man als Familienbündnis nicht die Welt retten, aber einen kleinen Teil dazu beitragen kann.“ Christian Frey ist es wichtig, den Fokus darauf zu legen, was konkret vor Ort bewegt werden kann, und die Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Petra Klebl-Denk betont die gute Zusammenarbeit im Bündnis: „Es braucht Partner, die an einem Strang ziehen – und das ist bei uns Gott sei Dank der Fall.“